Wie Deine Ausbildung verläuft und was Du darüber wissen solltest
Viele junge Menschen haben die ersten Tage Ihrer Ausbildung in diesem Jahr hinter sich gebracht. Die Einführung in den Betrieb ist bereits geschafft, die Kollegen wurden kennengelernt und die ersten Eindrücke des Arbeitsalltags konnten aufgenommen werden.
Je nach Betrieb haben die Auszubildenden bereits ein paar leichtere Aufgaben erledigen können, oder sie haben dem Ausbilder über die Schulter geschaut.
Es werden noch viele Neuerungen auf Dich als Auszubildender zukommen, die sich stark vom Schulalltag unterscheiden werden. Auf was Du Dich in den kommenden Jahren als Azubi einstellen kannst und was auf Dich zukommen wird kannst Du Dir in diesem Beitrag durchlesen.
Der Arbeitsalltag
Du wirst vielleicht von Freunden oder Verwandten wissen, dass ein Arbeitstag länger ist als ein Schultag. Das macht sich in den ersten Wochen bemerkbar, wenn Du am Abend nach Hause kommst. Denn die Energie, die sich in der Schule beim Sitzen eher regeneriert hat wird nun tagsüber verbraucht und Abends wirst Du mit Deinen Freunden nichts mehr unternehmen wollen. Das wird sich aber in den folgenden Monaten ändern, wenn sich Dein Körper an die Umstellung gewöhnt hat.
Wir empfehlen Dir aber zeitig ins Bett zu kommen um am nächsten Tag erholt zu sein. Je nach Ausbildungsvertrag bist zu etwa ein halbes Jahr in der Probezeit, in der Dich Dein Betrieb leichter von Deinem Ausbildungsplatz "befreien" kann. Wenn der Chef merkt, dass Du Deine Energie überwiegend für außerbetriebliche Tätigkeiten aufwendest und Du in der Firma daraus resultierende Fehler machst, ist es nicht unüblich das Maßnahmen seitens Deiner Firma ergriffen werden.
Streng Dich deshalb gerade in der Anfangszeit an, um bei Deinem Chef und Deinen Ausbildern positiv aufzufallen und damit Du Dir ein Grundwissen in Deinem Fachbereich aufbauen kannst.
Es ist nicht schwer sich an ein paar Punkte zu halten, damit Du bei Deinen Kollegen einen guten Eindruck hinterlässt.
Anfangs wirst Du noch keine eigenen Kunden oder Aufträge haben, um die Du Dich selbstständig kümmerst. Je nach Betrieb wird sich das früher oder später ändern. Bis zu diesem Zeitpunkt wirst Du Aufgaben von Deinen Vorgesetzten bekommen, die Du unter deren Anleitungen erledigst. Neben den Aufgaben Deiner Kollegen gibt es noch weitere Tätigkeiten, die Du selbstständig erledigen musst.
Saubere Kleidung
Richte Dir am Vorabend Kleidung zurecht, die Du am nächsten Tag anziehen möchtest. Achte darauf, dass die Klamotten frisch gewaschen sind und das sie der Kleider-Verordnung Deines Betriebs entsprechen. Das ist besonders wichtig, wenn Du in Kontakt mit Kunden trittst. Denn auch ein Auszubildender ist ein Aushängeschild für den Betrieb.
Höflichkeit
Sei zu Deinen Vorgesetzten immer Höflich und zeige Ihnen, dass Du sie respektierst. Du kannst gerne Vorschläge zu Aufgaben anbieten. Rechne aber damit, dass sie einem "Frischling" bei Prozess-Änderungen ungern zuhören. Auch wenn Azubis es manchmal nicht zugeben: Jeder andere der Kollegen ist schon länger da und haben wesentlich mehr Erfahrung in dem was sie tun.
Fehlervermeidung
Fehler macht jeder einmal, gerade als Neueinsteiger im Beruf. Deine Kollegen können gelegentliche Fehler bis zu einem gewissen Grad entschuldigen. Du solltest aber schnell lernen welche Fehler Du in Deiner Branche auf keinen Fall machen solltest. Tausche Dich mit Deinen Vorgesetzten aus, was in der Vergangenheit passiert ist und was Du unter allen Umständen vermeiden musst.
Berichtsheft führen
Die wichtigste Nebenaufgabe ist das Führen Deines Berichtshefts. Du musst am Ende Deiner Ausbildungszeit Dein vollständiges Berichtsheft vorweisen können, um an den Abschlussprüfungen teilzunehmen. Damit Du diesen Part Deiner Ausbildung etwas angenehmer gestalten kannst, haben wir Dir ein Tool zum Erstellen Deiner digitalen Berichtshefte vorbereitet mit dem Du Deine Ausbildungsnachweise von überall aus Erstellen und Verwalten kannst.
Berufsfremde Aufgaben
Deine Vorgesetzten dürfen Dir auch Aufgaben zuteilen, die nicht Bestandteil Deines zu erlernenden Berufs sind. Das können zum Beispiel das Freiräumen von Schnee in der Firmen-Einfahrt sein, oder das Besorgen des Mittagessens für den Betrieb. Solltest Du nur noch damit Beschäftigt werden den Wagen Deines Chefs zu putzen, kannst Du Dich an das Arbeitsamt mit einer Beschwerde wenden. Vorher solltest Du diesen Missstand aber mit dem Geschäftsführer oder Deinen Vorgesetzten besprechen. Meistens kann man mit einem normalen, höflichen Gespräch viele Probleme beseitigen.
Wissen aneignen
Viele Berufsfelder setzen voraus, dass Du Dir neben der Schule und Deiner Arbeit zusätzliches Wissen über verschiedene wichtige Themen in Deinem Fachgebiet aneignest. Deine Vorgesetzten werden in den meisten Fällen nichts dagegen haben, wenn Du Dir ein wenig Zeit in der Arbeit zum Lernen nimmst. Du solltest zusätzlich Zuhause für Deinen Fachbereich und die Berufsschule lernen, um zukünftige Konkurrenten Deiner Branche mit einem besseren Know-How zu übertrumpfen.
Die Berufsschule
In der Berufsschule wirst Du einige Parallelen zu Deiner alten Schule feststellen. Du hast nach wie vor einen Stundenplan, Du wirst mit Extemporalen und Schulaufgaben benotet und Du wirst einen Klassenlehrer haben, der Dir bei einigen Fragen zur Berufsschule oder Fachthemen helfen wird.
Zu den Regeln die Du bereits aus den weiterführenden Schulen kennst, kommen in der Berufsschule noch ein paar weitere wichtige Punkte hinzu, die Du in den ersten Tagen der Schul-Einführung in schriftlicher Form erhältst. Je nach Schule und Bundesland gibt es andere Regelungen und Verordnungen, die Du in der Hausordnung nachlesen kannst.
Die Berufsschule und der Ausbildungsbetrieb arbeiten Hand in Hand. Wenn ein Auszubildender Fehler in der Schule macht wird die Firma das recht schnell mitbekommen. Kleinere Fehler können gerne von Lehrern verziehen werden. Du wirst merken, dass sich viele Lehrkräfte für Deinen erfolgreichen Ausbildungsabschluss einsetzen werden. Vor allem, wenn Du Dich an ein paar Grundregeln hältst.
Das Verhalten in der Berufsschule
Themen wie "Du darfst nichts stehlen" oder "Zünde die Schule nicht an" waren bereits in der Haupt- / Realschule oder Gymnasium Bestandteil der Grundregeln des ordentlichen Verhaltens und sollten spätestens nach dem ersten Verweis (oder Verhaftung) verinnerlicht worden sein. In der Berufsschule gibt es noch konkretere Verhaltensregeln, die Du beachten solltest, um nicht vom Betrieb abgemahnt zu werden.
Die Berufsschule, oder deren Lehrer, werden sich nicht mehr an Deine Eltern wenden, wenn Du etwas angestellt haben solltest, sondern Deinen Betrieb informieren. Und wenn Dein Chef mitbekommt, dass Du im Unterricht unentschuldigt gefehlt hast kann es dazu kommen, dass Du Deinen Ausbildungsplatz verlierst.
Zu spät kommen
In Deiner alten Schule werden Deine Eltern informiert, oder es gibt einen Klassenbucheintrag, falls Du einmal zu spät kommen solltest. In der Berufsschule ist das ähnlich. Du wirst von Deinen Lehrern eine Strafe erhalten und gegebenenfalls zudem von Deinem Ausbilder. Sollte "die Straßenbahn zu häufig einen Platten haben" kann es dazu führen, dass Du eine mündliche 6 kassierst oder Verweise, die gegebenenfalls zum Ausschluss der Abschlussprüfung führen können. Nimm lieber eine Bahn früher, wenn Du diese Rüge vermeiden möchtest.
Krankheit / Abwesenheit
Im Fall einer Krankheit muss die Berufsschule vor Unterrichtsbeginn in Kenntnis gesetzt werden. Zudem muss am gleichen Tag eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung beim Hausarzt abgeholt werden. Die AU wird dem Arbeitgeber, der Krankenkasse und der Berufsschule als Kopie übergeben. In der Regel fordert die Schule bei einem abwesenden Tag keine AU. Jedoch muss der Azubi die Bescheinigung dem Arbeitgeber und der Krankenkasse gegeben werden, auch wenn er in dieser Zeit in der Schule ist.
Frühe Entlassung aus dem Unterricht
Es kann vorkommen, dass der Schultag früher beendet wird. Sollte ein Lehrer ausfallen und es wird keine Aushilfskraft gefunden, die die letzten Stunden des Unterrichts führen kann tritt dieser Fall oftmals ein. Sollte der Azubi an diesem Tag mindestens 5 Stunden in der Berufsschule gewesen sein gilt das als regulärer Arbeitstag und er muss die Arbeitsstätte nicht mehr aufsuchen. Bei unter 5 Stunden erbrachter Schulzeit muss der Schüler an diesem Tag zurück in die Arbeit, wenn der Arbeitgeber das fordert.
Deine Lehrer sind auch nur Ausbilder
Sieh Deine Lehrer auch als Ausbilder an. Begegne Ihnen mit Respekt und Du wirst diesen Respekt zurück bekommen. Berufsschullehrer werden zwar wie in Deiner alten Schule gesiezt, begegnen den Schüler aber mehr auf Augenhöhe, als in der Haupt-/Realschule oder im Gymnasium. Das liegt oft daran, dass Auszubildende bereits Volljährig sind und in vielen Fällen Ahnung in deren Fachbereichen haben. In meiner Ausbildungszeit habe ich zudem die Erfahrung gemacht, dass manche Lehrer sich sogar nach Ihrer Arbeitszeit Gedanken über meine Fragen oder Probleme gemacht hatten. Ich wurde meistens schon am nächsten Tag mit einer Antwort überrascht. Unterschätze also niemals das Fachwissen Deines Lehrers, auch wenn Sie nicht sofort eine Antwort auf jede Frage parat haben.
Die Abschlussarbeit
Jedes Jahr werden in Deutschland etwa 500.000 Auszubildende in Ihrem Fachbereich geprüft. Davon schaffen ca. 90% den Abschluss. Das ist eine gute Erfolgsrate, die sich allem Anschein nach in den nächsten Jahren nicht ändern wird.
Damit Du garantiert zu diesen 90% gehörst solltest Du für Deinen Fachbereich und die Schule Lernen, dem Unterricht und Deinem Ausbilder aufmerksam folgen und unseren Ratgeber zur Abschlussprüfung beachten, um auf den wichtigsten Teil Deiner Ausbildung vorbereitet zu sein.
Berichtshefte für den Abschluss
Sowohl bei der schriftlichen, als bei der praktischen Prüfung musst Du Dein Berichtsheft in Papierform vorzeigen können. In der schriftlichen Prüfung legst Du Dein Berichtsheft auf Deinen Tisch. Einer der Prüfer wird im Laufe der Prüfung an Deinen Platz kommen und das Berichtsheft kurz aufschlagen und nach fehlenden Blättern suchen. Die Kontrolle ist hier eher oberflächlich und schnell erledigt. In der praktischen Prüfung musst Du Dein Berichtsheft vor dem Start Deines Vortrags zu den Prüfern legen. Während Deinem Vortrag werden Sie Dein Berichtsheft genauer kontrollieren und nachsehen, ob Dein Ausbilder Dir das geforderte Fachwissen vermittelt hat und ob Du Dein Berichtsheft vollständig geführt hast.
Die schriftliche Abschlussprüfung
Bei der schriftlichen Abschlussprüfung wird Dein Fachwissen in 3 Teilen auf die Probe gestellt. Neben dem Fachwissen Teil 1 und 2 gibt es zudem eine eigene Arbeit für den Bereich Sozialkunde / Betriebswirtschaft. In beiden Teilen der Facharbeit darfst Du jeweils eine Aufgabe Deiner Wahl streichen. Das bedeutet, dass Du nur 5 von 6 Aufgaben erledigen musst. Ich empfehle Dir zuerst alle einfachen Aufgaben zu erledigen und abzuwägen, welche Aufgabe am längsten dauert. Achte dabei nicht auf die Komplexität der Aufgabe, sondern ob Du die Aufgabe innerhalb der vorgeschriebenen Zeit erledigen kannst.
Sollten nur wenige Punkte zum Bestehen fehlen kann eine sogenannte mündliche Ergänzungsprüfung beantragt werden. Die Regelungen sind von Bundesland und Fachbereich abhängig und können bei der IHK nachgefragt werden.
Die praktische Abschlussarbeit
In der praktischen Prüfung werden etwa 3 Prüfer Deinen Vortrag bewerten. Bei der Entwicklung der Note spielen mehrere Faktoren eine Rolle: Die Präsentation, der Vortrag, Hintergrundwissen des Vortragenden und eine zusätzliche mündliche Abfrage aus dem Fachgebiet.
Die Abfrage ergibt sich aus den Aufgaben, die Du in Deinem Betrieb oder in der Berufsschule erledigen musstest. Solltest Du zum Beispiel als Informatiker viel mit Datenbanken zu tun haben wirst Du sehr häufig in SQL abgefragt.
Gerade in technischen Berufen solltest Du bei der Präsentation einen Laptop und einen Beamer zur Hand haben, um den Prüfern Deinen Vortrag mit einem visuellem Medium (z.B. PowerPoint) zu unterstreichen. Die IHK stellt den Prüflingen leider keine Geräte zur Verfügung.
Nachdem die Prüfer Dich in allen Punkten bewertet haben geben Sie Dir Bescheid, ob Du Deinen Berufstitel offiziell tragen darfst.
Welche Erfahrungen hast du in deiner Ausbildung gemacht? Teile deine Meinungen und deine Erfahrung mit den anderen in den Kommentaren.